Klettern als Alternative zum biken

Klettern – Die Filmindustrie hat „Spiderman“ und „Vin Diesel“ die mtb-extreme hat „Tom Wiesel“

Es soweit, die Winterdepression hat uns voll im Griff. Das tägliche „Grau in grau“ läst uns am Sinn des Lebens zweifeln. Die Matschfahrten die am Anfang der Schlechtwetterperiode noch Spaß machten, sind mittlerweile nur noch nervend. Es ist kalt, es regnet und überhaupt… Es gibt alle möglichen Indoor-Sportarten, wieso gibt es keine Mountainbike-Halle? Der Aufwand wäre jedenfalls geringer als der einer Ski-Halle. Abwechslung ist das Schlagwort der Woche. Nachdem wir uns stundenlang das Hirn zermartert hatten kam uns die rettende Idee. Mountainbiken! Dabei denkt jeder an: Berge, beinharte Downhills, knallharte Singletrails! Doch Moment, suchten wir nicht eine alternative zum Mountainbiken? Stimmt, Berge kann man ja auch rauf!!! Nein, nicht mit dem Shuttle oder Lift, sondern völlig unkonventionell ohne technische Hilfsmittel. Freeclimben. Ein kurzer Blick ins Internet und wir fanden zig Kletterhallen.

Klettern – Die Alternative zum biken

In Krefeld Inrath (Leuten aus unserer Region wird der „Inrather“ ein Begriff sein) wurden wir fündig. Der Freizeittreff-Krefeld bietet ein umfangreiches Angebot an Sportmöglichkeiten an: Squash, Kegeln, Tischtennis und unter anderem auch Klettern. Für Einsteiger wird ein Schnupperklettern angeboten. Sinnvoll ist es, sich vorher telefonisch anzumelden um zu gewährleisten, dass ein Kletterlehrer vor Ort ist. Maximal zwei bis drei Leute sollten es für den Schnupperkurs sein (sonst werden die Wartezeiten für die Nichtkletterer zu lang). Der Preis von neun Euro inkl. Kletterausrüstung pro Person steht durchaus im Verhältnis und ist nicht unerschwinglich (besonders nicht für Mountainbiker). In Jugendträumen schwelgend fuhren wir nach Krefeld. Was für tolle Kletterer waren wir doch als Kids. Keine Mauer, kein Baum war für uns hoch genug. Auf dem Parkplatz des Freizeittreffs angekommen wird es verdächtig ruhig im Auto. Das sollen „nur“ 17 Meter sein? Durch die Fenster können wir die ersten „Spinnenmenschen“ sehen. Unglaublich hoch… Pah.. Was Sylvester Stallone in Cliffhanger zeigt können wir doch schon lange. Thomas (Tom Wiesel), Susanne (The Cat) und ich stellen uns an der Rezeption vor und werden zu den Umkleiden geschickt. Nachdem wir uns in unser Kletterdress geschmissen haben, gehen wir in die „Kletterhalle“.

Saftey first

Von unten sehen die Wände noch viel höher aus als von draussen. Michael (alle Wagemutigen werden wohl Michael getauft (Anmerkung Michael)) unser Kletter-Instructor rüstet uns mit lustigen Hüftgurten aus. Diese Gurte dienen der Sicherung mit dem Seil (wer will schon abstürzen?). Ohne viel Federlesen überprüft Michael den Sitz der Gurte und pickt sich Susanne als erstes Opfer heraus. Mit einem gesteckten Sackstich oder war es der gesteckte Achterknoten, wird Susanne „an die Leine“ gelegt. Die Seile, die circa 1,5 Tonnen tragen können (hoffentlich reicht das), sind bereits vorhanden und am oberen Ende der Kletterwand umgelenkt. Diese Art des Kletterns nennt man Toproping. Ziemlich ratlos steht Susanne vor der Wand (sie will heute unbedingt Ihre Höhenangst überwinden). Einige kleine Tipps vom Climb-Driller helfen ihr den Einstieg in die Wand zu finden. Furchtlos klettert sie bis in eine Höhe von ca. 10 Metern (Wer meint das ist doch nichts, der soll sich auf das 10 Meter Brett im Schwimmbad stellen). Hier ist allerdings auch Ende. Wie sie später berichtet fing die Wand an zu wackeln und irgendwie waren plötzlich alle Griffe verschwunden. Als nächster bin ich an der Reihe. Angegurtet wie ein Pony beim Trabtraining stehe ich vor der Wand. Der wunderbare Aufstieg den ich mir ausgesucht hatte ist plötzlich verschwunden. Egal! Ich klettere los. Eigentlich ganz einfach. Ein Blick nach unten treibt mir den Schweiß auf die Stirn, so hoch und immer noch nicht oben. Seufz, weiter immer weiter, nur keine Schwäche zeigen und tatsächlich komme ich auch irgendwann oben an. Auf dem Weg dorthin wundere ich mich über die eigenartig geformten Griffe, Krokodile und Schildkröten. Witzige Idee, denke ich mir. Runter ist ganz einfach, man lehnt sich zurück, greift das Seil und kommt die Wand runter wie einer aus dem GSG9 Team.

Verschieden schwere Routen

Als Thomas (Tom Wiesel) die Wand hoch wuselt, wird mir plötzlich klar warum die Griffe so witzig geformt sind: Das war der Kinderaufstieg! Tom zeigt sich unbeeindruckt, ein wenig unüberlegt aber schnell ist er oben. OK, schon nicht schlecht. Wir wechseln an die andere Wand. Wir lernen: Die Farben der Griffe geben die Routen vor. Die gelben Griffe sind für Einsteiger und die anderen für Fortgeschrittene und Profis. Susanne war nicht mehr zum Klettern zu bewegen, also bin ich wieder dran. Problemlos komme ich bis oben. Erste Anzeichen der Erschöpfung machen sich bemerkbar: Meine Finger sind taub und zittern. Unser Wiesel erklettert erneut in Rekordzeit die Decke. Puhhhh… ich schon wieder. OK, wir wechseln erneut die Wand. Ein echtes „Felsreplika“. Wieder wähle ich den gelben Weg. Bis zur Mitte komme ich auch ganz gut. Doch der leichte Überhang bremst mich aus. Einige Minuten klettere ich vor und zurück, hin und her, doch irgendwie komme ich nicht an diesem Überhang vorbei. Mir fehlt einfach die Power (oder der Mut). Ich will runter. Was soll ich sagen unser Wiesel wieselt und ist rack-zack oben. Entmutigt wenden wir uns dem Boulderraum zu. Susanne will es nochmal wissen. „Kann ja nicht schwer sein“ meint sie. Ratlos stehen wir vor der Wand. Michael (nicht ich, ihr erinnert Euch: Unser Kletterlehrer) erklärt wofür die Griffe sind. Die Füsse müssen an die Decke??? Wir versuchen es alle, doch mehr als fünf Sekunden krampfhaftes Festhalten sind nicht zu verwirklichen. Schlappsäcke sind wir… alle miteinander… Sollen wir nochmal? Nee, ich hab erstmal die Schnauze voll. Die Euphorie der anderen ist auch gewichen. Wir entscheiden uns aufzuhören.

Fazit: Wieder eine Sportart die tierisch Spaß macht. Eine echte Alternative zum Biken. Teuer ist das Ganze auch nicht. Der Schnupperkurs kostet neun Euro. Ein Grundkurs schlägt wie folgt (pro Person) zu Buche: Für eine Person 40 Euro, zwei Personen 30 Euro, drei Personen 25 Euro, vier Personen 20 Euro. Wer diesen Kurs absolviert hat, kann fortan in jeder Kletterhalle ohne Aufsicht klettern. Die Ausrüstung kann geliehen werden, Gurt und Schuhe zusammen für 3,60 Euro. Ein ganzer Tag kostet zwischen 7 und 11 Euro. Die Duschen etc. im Freizeitreff sind vorbildlich, alles wie geleckt. Preise für Getränke sind auch OK. Für Kletterpartner wird auch gesorgt, es gibt sogenannte Klettertreffs. Für mich steht fest: Ich werde diesen Grundkurs machen. Was man hat, hat man. Die Ausrüstung zum Klettern treibt einen auch nicht in den Ruin. Wer sich die Sachen nicht leihen möchte, findet verschiedene Komplettangebote im Internet (http://www.outdoorfriend.de

). Ab 125 Euro gibt es dort: Gurt, Schuhe, Abseil-Achter, HMS-Karabiner. Das ist im Vergleich zum Mountainbiken spottbillig. Wer hier im Ruhrgebiet wohnt hat eine Riesenauswahl an Kletterhallen. Alle haben den Vorteil, dass dort trockenen Fußes geklettert werden kann. Im Landschaftspark Nord gibt es ebenfalls die Möglichkeit zu klettern. Dort wurde der alte Kohlenbunker einer Zeche zu einem
Klettersteig umgebaut. (http://www.landschaftspark.de). Dummerweise ist man dort dem Wetter ausgesetzt (heul…). Im Sommer mit Sicherheit ein guter Tipp, aber im Winter?

Wer mehr Infos braucht:
http://www.freizeittreff-krefeld.de
http://www.climbing.de