Gerne hätten wir hier den Artikel von Ulf Hoffmann veröffentlicht (dessen Website hier ungenannt bleiben soll). O-Ton: „Soweit Sie allerdings planen, den Artikel auf der Internet- Seite www.mtb-extreme.de unentgeltlich zu veröffentlichen, muss ich Sie leider enttäuschen. Diesem Wunsch kann ich leider nicht nachkommen“. Also wendeten wir uns direkt an Prof. Dr. Frauscher. Dieser stimmte einer Veröffentlichung der Studie sofort und unentgeltlich zu. Tipp: Uni Innsbruck Wieder bestätigt sich unsere Meinung über die Halbgötter in Weiß, die wir uns bereits im Interview mit Dr. Ziegenfuss gebildet haben. Eine Studie der Universitätsklinik Innsbruck bestätigt die Vermutung, dass es bei Extrem-Mountainbikern vermehrt zu Kalziumablagerungen im Bereich der Hoden, Nebenhoden und Hodensack kommt. Prof. Dr. Frauscher untersuchte dazu eine Gruppe von 45 Extrem-Mountainbikern und 31 Medizinstudenten (keine Biker).
Viel Zeit auf dem Bike
Die Biker verbrachten durchschnittlich zwei Stunden, an sechs Tagen in der Woche, auf dem Bike. Bei lediglich fünf der Medizinstudenten wurden abnorme Veränderungen gefunden, während bei 96% der Mountainbiker krankhafte Veränderungen diagnostiziert wurden. Circa die Hälfte der Biker zeigte Symptome im Rahmen der klinischen Untersuchung. Für den Normalbiker besteht kein Risiko, die kleine Runde nach Feierabend ist ungefährlich. Die Veränderungen sind „nur“ schmerzhaft, jedoch nicht lebensbedrohlich. Es wird vermutet, dass die Erschütterungen, die auf den Genitalbereich beim Mountainbike fahren einwirken, für die Veränderungen verantwortlich sind. Eine andere Untersuchung aus dem Frühjahr 1999 wurde bei der Jahrestagung der „American Urological Association“ in Dallas/Texas von Dr. Ullrich Schwarzer (Köln) eine Studie mit 1000 Langsteckenradlern vorgestellt. Eine wesentliche Aussage dieser Studie war, daß doppelt soviele Langstreckenradler (4%) unter Erektionsstörungen litten wie die Kontrollgruppe (2%). 70% der Radler waren von Sensibilitätsstörungen in der Gentalregion betroffen.
Ergebnisse der Studie
Untersuchung Vergleichsgruppe (nicht Biker) Mountainbiker
Skrotholithen (Tumore) 38 (84%)
Spermatocelen (Zysten) 5 (16%) 22 (49%)
Intratestikuläre Verkalkungen – 20 (44%)
Nebenhodenverkalkungen – 17 (38%)
Hydrocelen (Wasserbrüchen) – 17 (38%)
Varicocelen (Krampfadern) – 4 (9%)
Testikuläre Mikrolithiasis – 1 (2%)
Gesamt 31 (100%) 45 (100%)
Was sind unsere Empfehlungen an Mountainbiker ?
1. Darf man noch beruhigt Rad fahren?
Ja, unsere Empfehlung ist: Männer sollten weiterhin Rad fahren. Es überwiegen unserer Ansicht nach die positiven gesundheitlichen Aspekte.
2. Also so lange Rad fahren, bis man impotent oder unfruchtbar wird?
Man muss wissen, wen wir da untersucht haben. Es waren Männer, die auf ein Mountainbike stiegen, um abseits unbefestigter Wege ihrem Sport nach zu gehen. Das waren keine Freizeit-Radler, sondern Menschen, die täglich bis zu zwei Stunden und sechs Tage die Woche durchs Gelände fahren. Die gehen intensiv ihrem Sport nach. Das sind wirklich keine Radler, die mal am Wochenende aufs Rad steigen. Freizeitradler haben wir nicht untersucht, das Risiko scheint nicht groß zu sein. Trotzdem haben uns bei den Bikern vor allem die Verkalkungen überrascht. Diese werden nach unseren Erkenntnissen durch wiederholte minimale Traumen (Verletzungen) verursacht. Die Entwicklung einer Impotenz ist durch das Biken möglich – es sind hier jedoch genauso Rennradfahrer betroffen. Freizeitradler sind weniger gefährdet. Wir werden sicher noch abklären, ob diese Verkalkungen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben.
3. Was können diese Verkalkungen bewirken?
Es handelt sich um Kalziumablagerungen in den Hoden, Nebenhoden sowie im Hodensack, genannte Skrotolithe, die Schwellungen und Infektionen hervorrufen können. Diese Verkalkungen können schmerzhaft sein, wie sich bei der Hälfte der von uns untersuchten Radfahrer herausstellte. Entfernen kann man die Verkalkungen nicht, indem man einfach eine Salbe aufträgt. Die Beschwerden kann man mittels entzündungshemmmender und schmerzlindernder Salben bessern. Zur Entfernung der Verkalkungen wäre ein operativer Eingriff notwendig, dies ist aber normalerweise nicht notwendig.
4. Wie kann man sich vor diesen Verkalkungen schützen?
Der wichtigste Tipp ist sicherlich, dass man regelmäßige Pausen einlegen sollte. Denn beim Rad fahren werden die Blutgefäße für den Penis eingedrückt. Man hat dies bereits untersucht und festgestellt, dass die Sauerstoffsättigung im Penis bereits nach kurzer Zeit abnimmt. Deshalb empfehlen wir, mindestens jede Stunde für fünf Minuten eine Pause einzulegen oder wenigstens aus dem Sattel zu steigen, um die Blutgefäße, aber auch die Nerven zu entlasten.
5. Können neue, bessere Sättel helfen?
Gepolsterte Radhosen und auch die neuen ergonomisch geformten Sättel können helfen, müssen aber nicht. Denn es gibt einfach nicht den Sattel, der für jeden passt. Unter medizinischen Gesichtspunkten sollte man zu einem vollgefederten Fahrrad (Full-suspension bike) greifen, welches die Stöße besser abfedert. Doch nicht jedes gefederte Fahrrad ist auch gut. Wenn man den Sport betreiben möchte, sollte man auf entsprechende Qualität setzen, die sich oft im 1.300 – 2.500 Euro-Bereich für ein Rad bewegt. Wenn wir jetzt einfach sagen würden: „Kauft euch ein vollgefedertes Rad“, gehen vielen in den nächsten Supermarkt und kaufen ein Bike für vielleicht 300 Euro. Doch Qualität hat ihren Preis, und wer etwas für seine Gesundheit tun möchte, sollte schon bereit sein, ein paar Euro mehr auszugeben. Ein ganz wesentlicher Aspekt ist es, dass viele Menschen ihr Rad im Supermarkt kaufen, welches überhaupt nicht zu ihnen passt. Der Rahmen ist zu klein, der Sattel sitzt zu tief oder im falschen Winkel, der Lenker verursacht Hand- und Rückenschmerzen. Wenn allerdings das Fahrrad zum Fahrer passt, dann ist Mountainbiken ein gesunder Sport. Eine weitere Hilfe sind Sattelstützenfederungen. Damit kann man auch das Ausmaß der Schläge und Erschütterungen vermindern. Sicher sind hier wieder hochwertige Produkte, welche nicht nachschwingen, zu verwenden.
6. Was empfehlen wir Mountainbiker, die „etwas“ im Hoden spüren?
Wer Beschwerden hat, sollte sich untersuchen lassen. Neben einer klinischen Untersuchung sollte auch ein Ultraschall durchgeführt werden. Wer etwas ertastet, ist natürlich schnell verunsichert und denkt sofort an Krebs. Doch die Gefahr, daran zu erkranken, ist gering. Wir fanden nur gutartige Veränderungen.
7. Lassen sich unsere Ergebnisse auch auf Radfahrerinnen übertragen?
Es gibt bereits Studien, die zeigen, dass es auch bei Frauen im Bereich der Geschlechtsorgane zu Durchblutungsstörungen kommen kann. Es ist jedoch fraglich, ob es auch zu Verkalkungen kommt. Es wäre theoretisch möglich, dass der Schamlippenbereich betroffen ist. Jedenfalls hat man das bei Rodeoreiterinnen in den USA festgestellt. Die Ergebnisse sind aber sicherlich nicht ganz mit Mountainbiken vergleichbar.
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