30 Grad, strahlender Sonnenschein und weit und breit keine Punica-Oase. Nichts ist uncooler, als mit einem megaphatten Downhillboliden durch die Stadt zu fahren. Die Blicke, die einem folgen, lassen sich mit viel Wohlwollen als Bewunderung interpretieren. Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Gedanken der Beobachter sich nicht entscheiden können zwischen: „Was für ein Spinner“ und „So ein Poser“. Einen Biergarten stilecht aufzusuchen ist gar nicht so einfach, zumal richtige Biker ihr liebstes Stück nur mit einem sehr unguten Gefühl im Magen irgendwo außer Sichtweite stehen lassen möchten. Doch was soll man tun? Auf Omas altem Eiche-Rekordrad in den Biergarten? Oder gar einen echten Verzweiflungskauf wagen? Ein Bike von Aldi? Nein! Das möchte wohl keiner, der ein wenig auf sich hält. Nächtelanges Nachdenken brachte dann die Lösung: Ein Beach Cruiser!!! Doch welcher? Die einzige Firma, die eine relativ breite Palette an Modellen anbietet, ist hier in Deutschland Felt.
Felt Squad Beach Cruiser
Angefangen vom puristisch ausgestatten Squad bis hin zum Navy, welcher über alle technischen Vorzüge der Neuzeit (Licht, Schutzbleche etc.) verfügt. Schnell war klar, ein Squad mußte her. Reduziert auf ein Minimum bietet dieses Bike alles was eine Fahrmaschine diesen Kaliebers braucht. Superbreiter Lenker, breite Pellen und einen Rahmen, der in Vollendung geschwungen seines Gleichen sucht. Die Lackierung in Armee-Green und die schwarzen Felgen runden die Optik ab. Schaltung oder zusätzliche Vorderradbremse sucht man vergeblich. Wozu auch? Wenn sich dieser Panzer einmal in Bewegung gesetzt hat, kann ihn nichts mehr stoppen. Man möchte gar nicht mehr anhalten. Einmal im Flow, überkommt einen das Gefühl uneingeschränkter Freiheit. Wie Rambo kämpft man sich seinen Weg auf diesem Singlespeedtank durch Tretminien verseuchte Hundespazierwege oder mit Stolperfallen versehene Radwege frei. Beim Einsatz im dichten Getümmel der Einkaufsstraßen gehört schon eine ordentliche Portion Ignoranz zum Cruiser fahren. Von einem „dahingleiten“ kann keine Rede sein! Ständig muß man auf der Hut sein, nicht einen dieser Zivilisten mit dem Squad zu überfahren. Doch hat man alle Hürden genommen, so kommt ein wenig Easy-Rider-Feeling auf. Zu den Klängen von ACDC „Highway to hell“ kämpft man sich über die Landstraße, um beim geringsten Gegenwind vom Hot Rod mit 3-Gang-Schaltung zum Sound von „Like Ice in the Sunshine“ abgeledert zu werden.
Felt Hot Rod Beach Cruiser
Das Hot Rod kommt mit einer mächtigen Doppelbrückengabel, Schutzblechen, 3-Gang Shimano Nabenschaltung Typ Nexus und Vorderrad V-Brake daher. Doch absolutes High Light ist der Sattel mit integrierter Inliner Abschlepp Vorrichtung. Diese kann am „Beach“ auch zum Handtücher trocknen zweckentfremdet werden. Der Rahmen ist bei den Modellen Hot Road und Squad gleich. Beide verfügen über eine einteilige BMX-Kurbel die Nostalgiefans in Erinnerungen schwelgen lassen. Ansonsten ist die Verarbeitung der Bikes leider nur durchschnittlich. Das Gewicht möchten wir lieber garnicht erst erwähnen: 18 kg für das Squad ohne jegliches Zubehör. Für Langstrecken sind die Boliden allerdings auch nicht konzipiert worden. Es sind echte Fahrmaschinen zum flanieren auf der Einkaufsstraße, dem Biergarten oder am Strand. Der Fahrspaß entschädigt für alles. Die wirklich neidvollen Blicke der „Normalo-Biker“ zollen uns die Anerkennung die wir zum Leben brauchen. Mit
den Cruisern kann man wirklich mit Style in den Biergarten ohne sich als Poser abstempeln lassen zu müssen. Gewünscht hätten wir uns für den relativ hohen Preis von 399,– Euro für das Squad, bzw. 599,– Euro für das Hot Rod eine etwas bessere Ausstattung, besonders in Bezug auf Naben und Lager. Bezahlt wird nur die Optik. Das Squad präsentiert sich mit aufwendigen Lack-Spielereien. Preis-Leistung kann man mit einem weinenden Auge gerade noch als akzeptabel durchgehen lassen. Aber jetzt erstmal ab auf den Highway……
Mehr Infos unter: www.felt.de
Einkaufstipp: www.bigwheel.de (Die Jungs haben sich echt ins Zeug gelegt)
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