Wer diesen Mann kennt, ist selber Schuld und bekommt auch keine Belohnung! In einem Land lange vor unserer Zeit … So oder ähnlich könnte dieses Resümee anfangen. Eine kleine Zeitreise zu den Anfängen und quer durch die Jahrzehnte … 1968! Andreas Baader und Gudrun Ensslin legen Ihre Bomben. Robert Beamon springt sagenhafte 8,90 m. Neil Armstrong bereitet sich für seinen historischen kleinen Schritt vor (angeblich). Bei all diesen bedeutsamen Ereignissen blieb meine Geburt in der kleinsten Großstadt Deutschlands (Moers) relativ unbemerkt. Die ersten Jahre meines relativ unspektakulären Lebens verliefen ruhig und gesittet (abgesehen von einer Suchaktion der Polizei, nachdem ich zum Mittag nicht zu Hause war). Trotz dieser frühen Bekanntschaft mit der Polizei wurde mir zu meinem 4 oder 5 Geburtstag ein Bonanzarad offeriert. Ein Original! Keine billige Fälschung, in Silber mit Sissybar. Ich war der König unserer Straße. Mit jedem Tag wurde ich älter und irgendwann war das Bonanzarad nicht mehr »IN«.
Die folgende Zeit verliert sich im Nebel des Vergessens. In der siebten Klasse ging es los. Was waren das nur für komische Crossräder, die plötzlich überall auftauchten? BMX2000? Wau! Das muss ich auch haben! Leider war meine Mutter (alleinerziehend) nicht grade mit Geld gesegnet. Ich will so ein verdammtes BMX-Rad. Aus der Not besorgte ich mir auf dem Sperrmüll ein altes Klapprad, nachdem ich alles an unnötigen Teilen abgeschraubt hatte und der Vater eines Freundes mir ein fettes Rohr eingeschweißt hatte, war ich ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Doch die Freude sollte nur kurz sein. Die Felgen verbogen, der Lenker brach und die Tretkurbeln sind auch andauernd abgefallen. Endlich gab meine Mutter nach! Ich durfte mir ein BMX-Rad kaufen. Ein nagelneues silbernes BMX2000 mit Polstern und allem drum und dran. Stolz wie Oskar machte ich meine erste Ausfahrt. Ich entdeckte in einem Hinterhof mir gleichgesinnte BMXer, dachte ich zumindest. Verspottet wurde ich … warum nur?
OK, die BMX-Räder sahen schon geiler aus, verchromt, mit einteiligen Kurbeln, aber sonst? Ich mied diese eingebildeten Schnösel reicher Eltern künftig. Im Moerser Stadtpark (am GSV-Sportplatz) wurde ich erneut fündig, ein bunt zusammengewürfelter Haufen BMXer, die auch Leute akzeptierten, die nicht mit dem Geld der Eltern um sich warfen. Waldy, Jogi, Jörg und zig andere. Schnell wurde mir klar, dass ich mit meinem BMX2000 nicht weit kommen würde, zumal auch dort der Lenker und die Tretkurbeln abbrachen. Irgendwie gelang es mir ein Batavus zu ergattern, mit Tuff Wheel One … schon besser, aber immer noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Über ein Red-Devil cro-mo kam ich dann zu einem Cobra MX. Dieses Cobra MX machte mich zur Legende. Mit einem Sprung, der damals mehr als radikal war, schrieb ich BMX-Geschichte. (Für Insider: Die Treppen am Königlichen Hof. Unterführung). Nachdem ich wieder zu mir gekommen war, meinen verbogenen Rahmen und die kaputten Felgen sah, war mir klar ich muss mich von diesem Sport trennen.
So gab ich ein kurzes Intermezzoauf dem Rennrad. Irgendwie langweilig. 1985 war es so weit, meine Mutter schenkte mir ein echtes Mountainbike. Damals wusste keiner es so richtig einzuordnen. Bei den BMX-Bikern wurde ich nicht mehr gerne gesehen und die Rennradfahrer hatten einfach keine Lust auf mich zu warten. Zu guter Letzt verkaufte ich das Rennrad und tauschte das MTB gegen eine Couch. Da ich mittlerweile auch mit meiner Ausbildung zum »Königlich Preussischen Grubenbeamten« angefangen hatte, war mit Sport erst mal Schluss. Frauengeschichten, Besäufnisse und der Führerschein trugen ihren Teil zu meinem körperlichen Verfall bei. Es waren halt die 80er und da muss man live dabei gewesen sein, um das zu verstehen. Neue Deutsche Welle etc … Jeder ging seinen Weg und man verlor sich aus den Augen. In den 90er traf ich Waldy wieder. Auf seiner sagenumwobenen RD350. Ich war sofort Feuer und Flamme. Ich kaufte mir eine RD250LC, bewaffnet mit diesen Motorrädern zeigten wir den Suzukifahrern wo der Hammer hängt.
Schon cool, wenn man mit einer 250er an einer 1100R mit Hang off und Knie am Boden vorbeirauscht. Aber was soll ich sagen. Waldy war von der ewigen Schrauberei genervt und hat sich schweren Herzens von seiner Rennmaschine getrennt. Mir waren also die Gegner ausgegangen. Nach einem Sturz und anschließender Instandsetzung meiner „kleinen“ entschloss auch ich mich das Motorrad zu verkaufen. Einige nicht erwähnenswerte Jahre zogen vorbei, Waldy und ich verloren uns wieder- aus den Augen. An einem schönen Sonnentag sahen Waldy und ich uns wieder. Er berichtet kurz (wir hatten beide keine Zeit) das er Mountainbike fahren würde. Mhmmm, keine schlechte Idee mal wieder ein wenig sportlich betätigen. Nach ein oder zwei weiteren Jahren schlug ich dann zu. Das „Klein-Mantra“ war mein. Es war Liebe auf den ersten Blick. Einfach goil, die Optik! Fahren war der Hammer und was für komische Bremsen? V-Brakes? Cool. Irgendwie hab ich Waldy falsch verstanden. Er fuhr nicht Mountainbike, sondern Downhill. Nachdem Waldy auch noch bei meinem jetzigen Arbeitgeber bewarb (ich bin mittlerweile kein Bergmann mehr, sondern Art-Producer) ergab sich eins nach dem anderen. Die dh-fraktur und die mtb-extreme wurden ein Magazin. Wir fahren immer noch nicht zusammen Mountainbike und ansonsten ist alles beim Alten.
Mittlerweile verdingt sich Waldy als Schriftsteller und die dh-fraktur (jetzt Fraktur-Magazin) ist wieder eine eigenständige Website.