Apple-Airpods-Ansicht

Apple-AirPods – Freiheit um der Freiheit willen

Natürlich sind wir bekennende Apple-Fan-Boys. Die meisten Spielzeuge finden sofort nach Veröffentlichung den Weg in unsere Taschen. Manches wird erst kritisch diskutiert – letztendlich aber doch gekauft. Apple versteht es immer wieder Begehrlichkeiten durch Reduzierung hervorzurufen. Das Diskettenlaufwerk, die seriellen Schnittstellen, das CD-Laufwerk wurden zum Wohle aller abgeschafft. Der genialste Coup aus unserer Sicht: Das Streichen der Kopfhörerkabel. Mit dem erscheinen der AirPods und dem zeitgleichen Verzicht auf die Klinkenbuchse des iPhones läutet Apple den Niedergang der kabelgebundenen Kopfhörers ein. Am Anfang waren wir wie üblich skeptisch. Lohnt sich die 179 Euro Anschaffung? Ist der Kopfhörer so gut? Kann der Kopfhörer sich im mehrmonatigen Test bewähren?

AirPods? Ja, ja und nochmals ja – Kabel? Nie wieder!

Die AirPods (deren Design angeblich von den Sturmtruppen-Rüstungen aus Star Wars inspiriert wurde) sind eigentlich der Gipfel der Sinnlosigkeit. Wozu ein paar unglaublich teure Bluetooth-Kopfhörer? Bereits ab 20 Euro tummeln sich verschiedene kabellose Bluetooth-Kopfhörer auf den unterschiedlichen Handelsplattformen im Netz. Warum also ausgerechnet ein Apple-Produkt? In der nach oben offenen Preisskala gibt es unzählige sündteure Funkkopfhörer. Nahezu jeder Hersteller bedient die Nachfrage. Allen gemeinsam: Aufwändiges Pairing mit dem Zuspielgerät via Bluetooth. Kommen mehrere Abspielgeräte zum Einsatz, wird es extrem umständlich, jeweils das richtige zu verbinden.

Apple Kopfhörer – Usability über alles

Alle In-Ear-Bluetooth-Kopfhörer sind mit einem Kabel untereinander verbunden. Genau dieses kleine Kabel und das Pairing machen den großen Unterschied aus. Die Apple AirPods können weder durch einen überragenden Klang, noch durch eine überdurchschnittliche Akku-Laufzeit überzeugen. Sie schleichen sich durch extrem einfache Handhabung in den Alltag. Mit einem Gerät verknüpfen und auf allen Geräten nutzen. Nachdem die AirPods mit einem Apple-Device verbunden wurden, reicht das Einsetzen ins Ohr, um sich beschallen zu lassen. Die AirPods stehen sofort auf allen Apple-Produkten zur Verfügung (gleiches Apple-Konto). Selbstverständlich lassen sich die Kopfhörer auch mit jedem anderen Bluetooth-Gerät verbinden. Dann agieren sie jedoch wie jedes andere Bluetooth-Device und alle Vorteile in der Usability verpuffen.

Die Apple AirPods sitzen perfekt im Ohr

Die Passform der AirPods hat sich zu 99 Prozent an den Standardkopfhörern von Apple orientiert. In der Regel gibt es keine Beanstandungen. Entweder es passt oder nicht. Wir haben noch nie jemanden getroffen, der den Sitz bemängelt oder bei dem der Applekopfhörer nicht sitzt. Anatomische Ausnahmen gibt es sicherlich, doch diese scheinen sich statistisch nicht bemerkbar zu machen. Beim ersten einsetzen ins Ohr scheinen die AirPods etwas „luftig“ zu sitzen und der feste Sitz beim Sport scheint zweifelhaft. Ein ausgiebiger Schütteltest mit anschließendem Schleudertrauma beseitigt derlei Bedenken sofort.

AirPods mit perfektem Sitz

Die AirPods sitzen perfekt im Ohr ohne zu drücken oder zu stören. Als langjährige Nutzer von In-Ear-Kopfhörern fällt sofort die fehlende Abschirmung gegen Umweltgeräusche auf. Genau diese Abschirmung ist in unseren Augen der größte Vorteil der In-Ears. Unser Preis-Leistungs-Favorit (Sennheiser CX-300 und nachfolgende Generationen) überzeugen mit einer Außengeräuschdämpfung von circa 30 Dezibel. Im Flugzeug und in der Bahn ist das perfekt. Für erprobte Kampfbiker, die sich komplett und unerlaubter Weise aus dem Straßenverkehr auditiv verabschieden wollen, ebenfalls. Unnötig zu erwähnen, dass dies natürlich der Straßenverkehrsordnung absolut widerspricht. Größtes Manko aller In-Ear-Kopfhörer: Das Kabel und der Sitz.

Normale In-Ear-Kopfhöerer haben viele Nachteile

Wenn die In-Ears den Gehörgang perfekt verschließen, wird man mit einem brachialen Bassgewitter belohnt. Sitzen sie zu locker, klingt es wie ein loses Kabel in der Toilettenschüssel. Viele Nutzer mögen das Gefühl eines verstopften Gehörgangs nicht und berichten von einem unangenehmen Tragegefühl. Der direkte Sitz im Gehörgang und das Kabel sorgen für weitere Einschränkungen. Das Kabel überträgt Geräusche direkt ins Ohr. Es sorgt für ein langsames aber stetiges lockern der Kopfhörer. Ständig fummelt man herum, um die Kopfhörer wieder in den Gehörgang zu drücken. Einige Sportkopfhörer verfügen über Bügel, die einen festen Sitz garantieren sollen. Diese kommen sich beim Biken oft mit dem Helm, der Sonnenbrille oder den Helmgurten ins Gehege.

Perfekter Halt – Apple AirPods beim Hardcore-Training

Nach den eingangs erwähnten Schüttel- und Headbang-Tests mussten die AirPods sich dem echten Leben stellen. Bei einer ersten 60 Minuten Skip-Rope-Session kam schon das erste „Wie geil ist das denn“-Gefühl auf. Keine Kabelgeräusche, kein zu korrigierender Sitz – 60 Minuten Musikspaß ohne Kopfhörer- und Kabelgefummel. So stellen wir uns musikuntermaltes Training ohne Nachbarschaftsbelästigung vor. In einer weiteren Bodyweight-HITT-Trainingssession mit Hand-Stand-Push-Ups, Jumping-Jacks und Burpees konnte das „Wie geil ist das denn?“-Gefühl problemlos reproduziert werden. Auf unserer Laufrunde konnte der Sitz ebenfalls auf der ganzen Linie überzeugen. Einzig die fehlende Außengeräuschdämmung macht sich im Verkehrsgetümmel störend bemerkbar.

Das erste Mal – AirPods on bike

Unser erster Quickcheck der Apple AirPods fand dann auf dem Weg zur Arbeit statt. AirPods rein, Helm auf und los. Und? Leider entsteht hier kein „Wie geil ist das denn?“-Gefühl. Im Gegenteil. Die etwas lockerer eingestellten Helmriemen verursachen beim leichten streichen über die AirPods ein echtes Schreckgefühl. Bei den Kopfhörern stellt sich nie ein bombenfestes Feeling ein. Schon das leichte vorbeistreifen der Helmgurte lässt einen glauben, dass die exorbitant teuren Ohrstecker gleich unsanfte Bekanntschaft mit dem Boden machen. Wenn die Helmriemen korrekt eingestellt sind und die Gurte stramm sitzen, ist das Tragegefühl etwas besser, aber eine leichte Unsicherheit bleibt. In über neun Testmonaten sind die Pods nicht einmal herausgefallen. Doch das mulmige Gefühl mit Helm war immer präsent.

Die AirPods dämpfen kaum die Umgebungsgeräusche

Im dichten Verkehrsgewühl will einfach kein Hörgenuss aufkommen. Zu stark dringen die Außengeräusche an das Trommelfell und verderben den Musikspaß. Es entsteht ein Höreindruck wie zu Walkman-Zeiten. Die ultraleichten On-Ear-Schaumstoff-Hörer waren bekanntermaßen keine „Noisekiller“. Ja, Asche über unser Haupt. Sicherlich sollte man Verkehrsgeräusche wahrnehmen können. Wegen der Sicherheit und so… aber sorry: Wollen wir aus freiem Willen nicht! Hier sind wir bekennende Outlaws! Revoluzer! Highway to hell! Bei ruppigen Trails mit ordentlichem Plomben ziehenden Geschüttel will mit den AirPods ebenfalls kein Spaß aufkommen. Fixiert mit einem Buff ist es etwas besser. Integralhelm geht auch gut. Allerdings ist es eine echte Fummelei, den Helm aufzuziehen und die AirPods dabei im Ohr zu behalten. Ohne Tricks schwirren ständig Verlustängste durchs Unterbewusstsein.

Tolles Bedienkonzept mit deutlichem Potenzial

Apples Kopfhörer verfügen über kein einziges Bedienelement. Kein Knopf, kein Regler – nichts! Mit einem einfachen Doppel-Tap auf die einen der beiden AirPods wird Siri aktiviert. Lautstärke, nächster Titel, Stop usw. wird einfach per Sprachbefehl initiiert. Auf Wunsch kann Siri deaktiviert werden und der Doppel-Tap erhält die Funktion Start oder Stop. Wir bevorzugen Siri. Du kannst Siri einfach Fragen: „Wie komme ich von hier nach Hause?“ und schwups wird die Navigation gestartet. Den Doppel-Tap mit Fullface-Helm könnt ihr natürlich vergessen. Mit unterschiedlichen Taps wären unterschiedliche Funktionen denkbar. Leider hat Apple hier auch extrem reduziert. Siri, Start-Stop mehr geht nicht.

Das Double-Tag-Team: Apple Watch und AirPods

Besonders gut hat uns der nahtlose Wechsel zwischen den einzelnen Geräten gefallen. Normalerweise sind die AirPods mit dem Telefon verbunden. Lasst ihr das Telefon zuhause, wechselt die Audioausgabe auf die Apple Watch. Der Doppel-Tap aktiviert dann nicht Siri, sondern pausiert die Audiowiedergabe. Mit der aktuellen Apple Watch 3 LTE habt ihr natürlich alle Funktionalitäten. Ihr könnt via Sprachsteuerung die Wiedergabe steuern, die Navigation aktivieren, Nachrichten schreiben und Anrufe tätigen. Watch und AirPods bilden ein unschlagbares Team. Die Workout-App der Watch bietet ausreichend Funktionalitäten, um euer Training aufzuzeichnen, die aktuelle Geschwindigkeit, Herzfrequenz, Kalorien usw.. Mehr Equipment braucht keiner. Die AppleWatch in  Verbindung mit AirPods zeigen wieviel Spaß Reduzierung machen kann.

Fazit: Mehr als 30 Jahre Sport mit kabelgebundenen Kopfhörern und nie hatte man das Gefühl, dass es hier Verbesserungspotential gibt. Dann kommt Apple daher und lässt die Kabel einfach verschwinden. Es fühlt sich an, wie eine Offenbarung. Kabellose Freiheit. Einen Weg zurück zum Kabel gibt es nicht mehr. Mit einem Gewicht von nur vier Gramm pro Seite wiegen die AirPods wahrscheinlich weniger, als der Ohrenschmalz im Ohr. Durch das geringe Gewicht bleiben sie auch bei rüdem Fahrverhalten im Ohr. Es entsteht kein „Klemmgefühl“.

AirPods – Fast unsichtbar

Die AirPods sind so klein, dass sie bei langen Haaren völlig verschwinden. Man kann der Welt mit einem entrückten Lächeln entgegentreten und keiner weiß, was los ist. 4-5 Stunden Spieldauer ohne Ladecase reichen für längere Touren. 15 Minuten im Ladecase und der Musikspaß dauert weitere drei Stunden an. Länger wird eine normale Bikesession wohl nicht dauern. Die AirPods können als Headset sogar einzeln benutzt werden. Der Sound bei der Musikwiedergabe ist sehr gut. Sicherlich nicht absolute Spitzenklasse-Referenz. Wer diesen Anspruch hat, wird sicherlich nicht bei Beethovens 9. durch die Pampa rasen. Die AirPods als In-Ears mit ordentlicher Außengeräuschdämmung wären unsere Vorstellung vom perfekten Sportkopfhörer.

Kleiner Tipp: Besserer Sitz für die AirPods

Bei eBay könnt ihr kleine Silikonflügel bestellen. Für ein paar Euro fixieren die Überzieher mit einem kleinen Bügel die AirPods noch sicherer im Ohr. Als Nebeneffekt stellt sich ein etwas satterer Bass ein. Wir halten das für eine sinnvolle Ergänzung. Die Größe der AirPods wird durch die Silikonüberzieher verändert. Das kann bei kleinen Ohren zu einem Druckgefühl beim Tragen führen und den überragenden Komfort mindern. Der Preis ist echt frech. 179 Euro sind sehr motiviert und sicherlich nichts für den schmalen Geldbeutel. Exklusivität durch Hochpreispolitik. Schade. Gut zu wissen: Die AirPods können einzeln nachgekauft werden.