Früher war alles einfacher und je länger etwas her ist, umso einfacher war es. Dieser philosophische Ansatz bestätigt sich in immer mehr Lebensbereichen. Besonders unsere Ernährung steht in letzter Zeit immer öfter im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wie schön waren die Zeiten als ohne schlechtes Gewissen hemmungslos alles in sich reingestopft werden konnte! Unsere Mammut jagenden Vorfahren machten sich weder über zu fettige noch zu stark verkohlte Nahrung Gedanken. Gegessen wurde was greifbar war. In der heutigen Zeit wo Funktion-, Designer- und Fastfood fester Bestandteil unserer täglichen Ernährung sind, sollte man über ein fundiertes Wissen verfügen was in welchen Mengen genießbar ist. Lightprodukte, genmanipuliertes Gemüse und probiotische Kulturen tummeln sich auf unserem Speiseplan. Doch was ist gesund?
Lesen macht Gesund
Welchen Zweck erfüllt welches Lebensmittel? Das was wir über unser Essen wissen, beziehungsweise was wir zu wissen glauben, wurde uns von den Eltern mit auf den Weg gegeben. Ergänzt wird dieses Pseudowissen durch Werbeaussagen und Volksweisheiten. Das diese nicht unbedingt zutreffend sind kann im Lexikon der populären Ernährungsirrtümer nachgelesen werden. Der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer und die Biologin Susanne Warmuth rufen mit Ihrem Buch zu einem gelassenerem Umgang mit Lebensmitteln auf und stellen neueste Fakten und Erkenntnisse wertungsfrei dar. Zum Beispiel die Spinatlegende: Wie oft haben unsere Eltern uns zum Spinat essen aufgefordert? „Iss deinen Spinat, der macht dich groß und stark“. Diese Aussage geistert wahrscheinlich noch mit Grauen durch unsere Köpfe. Durch einen Kommafehler wurden dem Spinat geradezu unglaubliche Mengen an wichtigen Eisen zugedichtet. Unbedachte Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse und Empfehlungen, welche auf diesen beruhten, veranlasste ganze Generationen zur zwangsweisen Verordnung des ungeliebten Gemüses. Neue Analysen zeigten, dass der Eisengehalt einer Paprika wesentlich höher liegt. Ebenso wird im Buch mit dem Irrglauben aufgeräumt, dass dicke Menschen mehr essen als dünne. Auch der Nutzen von Light-Produkten wird in Augenschein genommen.
Light-Konsumenten wiegen mehr
Das erstaunliche Ergebnis: Light-Konsumenten wiegen mehr als „Normalesser“. Vollwertkost ist gesünder und sättigt stärker als normale Kost? Auch falsch! Eine Butterbrot ist gesünder als ein Hamburger? Falsch! Dünne leben länger als Dicke! Falsch! Vitamin C verhindert Erkältungen. Was sollen wir sagen? Falsch! Dies sind nur einige wenige Beispiele aus dem Lexikon. Alle Aussagen werden selbstverständlich durch Erläuterungen und Verweise auf die Originalquellen unterstützt.
Fazit: Wer auf eine gesunde Ernährung Wert legt, dem sei dieses Lexikon wärmstens empfohlen. Gerade als Sportler sollte man wissen was essbar ist und was nicht. Der Aufbau des Buches lädt zum blättern ein. Alphabetisch sortiert wird jeder Irrtum einzeln abgehandelt und wo es nötig ist querverwiesen und Quellen genannt. Das Lexikon versteht sich nicht als gedankenlos zu zitierende Bibel für „Gesundesser“ sondern es soll ehr ein Stein des Anstoßes darstellen. Zugegeben: Manche Ansätze sind recht abenteuerlich und fragwürdig in Ihrer Darstellung, doch wie die Autoren schreiben: Das Ergebnis einer Studie ist in hohem Maße von der Fragestellung abhängig. Wer sportlich ambitioniert ist, sollte einen Blick riskieren und seine Essgewohnheiten gegebenenfalls überdenken. Obwohl das Buch eine statistische längere Lebenserwartung für besser Genährte propagandiert bleibt unser Motto: Askese statt Mayonese.
Titel: Lexikon der populären Ernährungsirrtümer
Autor: Udo Pollmer, Susanne Warmuth
Verlag: Piper Verlag GmbH
Preis: EUR(D) 9,90 / sFr 17,40
ISBN 3-492-23410-0
Mehr Infos:
http://www.piper.de
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